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Optimierungspotenziale in der Beschaffung von Strom

Herausforderung

Wer bereits einmal Strom für einen leistungsgemessenen Zählpunkt eingekauft hat, der kennt vermutlich die Herausforderung:

Es geht weniger darum, den "richtigen" Lieferanten auszuwählen als vielmehr, den optimalen Zeitpunkt zu erwischen. Denn in der Regel schauen alle Lieferanten stichtagsbezogen auf den jeweiligen Referenzpreis an der Leipziger Terminmarktbörse. Als Ergebnis erhält der Einkäufer Angebote, die oft nur am selben Tag gültig sind und sich vom Niveau her relativ ähnlich sind. Warum ist das so ? Nun, Energielieferanten sind im Grunde Händler, die ihre Ware am Großmarkt (Börse) beschaffen und an den Endkunden mit einem gewissen Aufschlag verkaufen.  Sie "kochen" sozusagen mit dem gleichen heißen Wasser.

Aber zurück zu dem Dilemma des optimalen Zeitpunktes:  Im Grunde muss der Einkauf die Terminmarktbörse stets im Blick haben um ein Preistal, also möglichst niedrige Preisnotierungen als Ausgangsbasis für seine Beschaffung, auch zu erwischen. Aber wer garantiert einem, dass es dabei bleibt und der Preis heute in zwei Wochen ggf. nicht noch weiter gesunken ist ? Oder umgekehrt der Preis sogar steigt, je länger gewartet wird ? Die Krux liegt also in dem Problem, an einem einzigen Stichtag den besten Preis zu treffen.

Am Markt haben sich zwischenzeitlich auch sogenannte Tranchenmodelle etabliert, bei denen der Jahresbedarf "tranchiert" wird, also die gesamte Jahresmenge in bspw. 12 Teile / nach Monat aufgeteilt wird. Jede Teilmenge (Tranche) wird dann einzeln beschafft. Das hat den Vorteil, dass für den Einkäufer das Beschaffungsrisiko sinkt, da er für jede Tranche einen Preis erhält und der gewichtete Durchschnittspreis aller Tranchen bezogen auf die Verbrauchsmenge Preisspitzen glätten soll. Ganz ohne Risiko ist aber auch dieses Vorgehen nicht, zumal in kontinuierlich steigenden Märkten. Zudem ist der Einkäufer gezwungen, die Preisentwicklung genau zu verfolgen.

Eine bisher nur in der Großindustrie genutzte Möglichkeit stellt die Beschaffung direkt über die Börse dar. Natürlich wird das Unternehmen nicht selbst zum Börsenmakler sondern bedient sich eines Energielieferanten, der auch die energiewirtschaftlichen Prozesse im Hintergrund abbilden muss (Bilanzierung, Fahrplanmanagement, Prognose um nur einige zu nennen). Man kann sich das in etwa so vorstellen wie der Aktienkauf über die Hausbank. Die Aktien werden zum Tageskurs ins Depot gelegt und der Käufer zahlt der Bank eine Transaktionsgebühr. Die sonst im Kilowattstundenpreis enthaltene Marge sowie Risikoaufschläge entfallen.

DIE ENERGIEBÖRSEN EEX UND EPEX

Dafür gibt es zwei relevante Börsen: Den Terminmarkt in Leipzig (EEX) und den Spotmarkt in Paris (EPEX). Für eine strukturierte Strombeschaffung bietet sich an, den Baseloadbereich, also die Strommenge die an jeden Tag in der Woche mindestens verbraucht wird (Pmin), über ein sogenanntes Band an der Terminmarktbörse zu kaufen. Etwa für einen bestimmten Monat, ein Quartal oder auch ein ganzes Jahr. Natürlich nur dann, wenn der Preis attraktiv ist. Vorteil: Das kann auch ein oder mehrere Jahre im voraus passieren. Die verbleibende Restmenge, die sogenannte Residualmenge, wird dann automatisch über den Spotmarkt zu Tageskursen abgerechnet. Im Oktober 2017 (12.10.2017) beispielsweise notierte der Terminmarkt für das Jahr 2018 (base) bei ca. 3,6 Cent je Kilowattstunde. Der Durchschnittspreis am Spotmarkt im gesamten Januar 2018 lag bei 2,121 Cent (01.01. - 31.01.2018).  Die Differenz beträgt also rund 1,5 Cent je Kilowattstunde für den Grundlastbereich. Übrigens wird am Spotmarkt jede einzelne Stunde des Tages auch einzeln bepreist. Es gibt also 24 Preisnotierungen pro Tag.Die vorgenannten 2,121 Cent stellen den linearen Durchschnittspreis über alle Einzelpreise dar.


STROM UMSONST KAUFEN

Und der Spotmarkt kennt noch ein ganz besonderes Phänomen: Preise unter 0 EUR bzw. unter 0 Cent je Kilowattstunde. Woher kommt das ? Das ist relativ schnell erklärt. Wie in jedem Markt bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Mit der Besonderheit, dass Strom so wie er zur Verfügung steht auch verbraucht werden muss. Man kann also aus Produzentensicht vereinfacht gesagt Strom bei Missfallen des Spot-Börsenpreises nicht zurück ins Lager legen. Das führt dazu, dass bei einem Überangebot von Strom der Preis sogar ins Negative drehen kann. Das Überangebot entsteht häufig dadurch, dass bspw. am Wochenende die erneuerbaren Energie viel produzieren (Wind, Photovoltaik) und die Industrie als relevanter Abnehmer in vielen Bereich wegfällt. So entstehen Preise, die nicht selten bei -1, -2 oder auch -6 Cent je Kilowattstunde liegen. Der Abnehmer von Strom erhält also Geld für den Verbrauch anstatt wie üblich dafür zu bezahlen.


FAZIT 

Durch die Nutzung von strukturierten Beschaffungsmodellen und die Einbindung des Spotmarktes können Einkäufer ihre Beschaffungsrisiken nicht nur durch verteilte Einkaufszeitpunkte minimieren sondern auch von niedrigen, teils negativen Preisen profitieren. Besonders attraktiv sind solche Modelle dann, wenn der Betrieb sogar auf solche Preissignale mit Anpassung des Stromverbrauchs regieren kann (also bei niedrigen Preise mehr zu verbrauchen und bei hohen Preisen entsprechend weniger).


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